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Bürgerstiftung für verfolgte Künste

Pressemeldung „Keine Freiheit ohne Pressefreiheit. 30 Jahre Reporter ohne Grenzen“

In diesem Jahr wird nicht nur die deutsche Sektion von Reporter ohne Grenzen 30 Jahre alt, auch der Band „Fotos für die Pressefreiheit“ erscheint zum 30. Mal. Reporter ohne Grenzen (Reporters sans Frontières/RSF) begeht dieses doppelte Jubiläum mit der großen Fotobuchausstellung „Keine Freiheit für die Pressefreiheit“, die am 4. Mai 2024 um 16 Uhr im Zentrum für verfolgte Künste in Solingen eröffnet wird. Dabei stehen Bildstrecken im Fokus, die seit 2017 im RSF-Bildband erschienen sind, und die auf unterschiedliche Weise das Thema Verfolgung aufgreifen.


„Viele Arbeiten beschäftigen sich mit dem Widerstand gegen einen repressiven Staatsapparat. Die Menschen in Ägypten, Belarus und Myanmar etwa haben entschlossen für ihre Freiheit demonstriert – selbst auf die Gefahr hin, verhaftet oder getötet zu werden“, sagt Barbara Stauss, Projektleiterin des RSF-Fotobuchs und Kuratorin der Ausstellung. „Dem Fotograf der Bildstrecke aus Myanmar droht sogar selbst Verfolgung, deshalb können seine Bilder nur anonym gezeigt werden.“

Die Ausstellung „Keine Freiheit ohne Pressefreiheit“ schaut auf Menschen und Themen zurück, die im Laufe der Jahre die Arbeit der Organisation bestimmt haben. So zum Beispiel auf „Gesichter der Revolution“ in Ägypten, eine Fotostrecke von Miguel Angel Sánchez und Nuria Tesón aus dem Jahr 2017. Im Folgejahr erschien „Love Radio“ aus Ruanda. Die Fotografin Anoek Steketee zeigt mit ihren Bildern, wie das Radio die Menschen wieder miteinander verbindet, nachdem es einst Hass verbreitete und zum Völkermord aufrief. 2019 dokumentierte Gilles Sabrié mit „Alles im Blick“ die allumfassende Überwachung der Menschen in China. Und 2020 setzte sich Andrés Cardona in „Der ewige Albtraum“ mit dem jahrelangen Morden in Kolumbien auseinander. Ein Jahr später richtete sich der Blick nach Belarus, wo Violetta Savchits mit „Gegen die Übermacht“ die landesweiten Proteste gegen die gefälschte Präsidentenwahl dokumentierte. 2022 erschien die Arbeit eines Fotografen aus Myanmar. In seinen Bildern zeigt er den „Aufstand für Demokratie“ gegen die erneute Machtübernahme des Militärs. Zu seinem Schutz darf sein Name nicht genannt werden.

„Durch die Fotobuchausstellung 'Keine Freiheit ohne Pressefreiheit' im Zentrum für verfolgte Künste möchten wir nicht nur die herausragende Arbeit von Reporter ohne Grenzen würdigen, sondern auch ein starkes Zeichen für die unerschütterliche Verbundenheit zwischen Kunst und Pressefreiheit setzen. Kunst hat die Macht, Grenzen zu überwinden und die Stimmen der Unterdrückten zu werden. Diese Ausstellung ist eine Feier der Freiheit der Kunst und ein Aufruf zur Solidarität für alle, die sich für die Freiheit der Presse einsetze,“ betont Jürgen Kaumkötter, Direktor des Zentrums für verfolgte Künste. Die Ausstellung wurde durch den Förderkreis des Zentrums initiiert.

Die Gestaltung der Ausstellung wurde von Gutes im Falschen - Büro für politische Kommunikation entwickelt.

Ausstellungseröffnung

Die Ausstellung „Keine Freiheit ohne Pressefreiheit“ wird am Samstag, 4. Mai, um 16 Uhr im Zentrum für verfolgte Künste in Solingen eröffnet.

Anwesend sind neben der Kuratorin Barbara Stauss, Fotobuch-Chefredakteurin Gemma Pörzgen und der neuen Geschäftsführung von Reporter ohne Grenzen, Anja Osterhaus und Maik Thieme, auch die Fotografinnen und Fotografen Miguel Angel Sánchez und Nuria Tesón, Anoek Steketee sowie Violetta Savchits.

Es begrüßen Falk Dornseifer als Repräsentant des LVR und Oberbürgermeister Tim Kurzbach. Im Anschluss moderiert Gemma Pörzgen eine Gesprächsrunde mit den Fotograf:innen und Sylvia Löhrmann, der Vorsitzenden des Förderkreises des Museums.

Download Pressefotos

Hochauflösende Pressefotos zur Ausstellung können Sie hier herunterladen. Wenn Sie vorab Interviews vereinbaren möchten, wenden Sie sich bitte an Fabio Niewelt über presse@reporter-ohne-grenzen.de. Den Pressekontakt im Zentrum für verfolgte Künste betreut Daniela Tobias, presse@verfolgte-kuenste.de

Begleitprogramm

  • Am Montag, 6. Mai um 18 Uhr findet eine exklusive Führung für Leser:innen des Solinger Tageblatts mit der Fotografin Violetta Savchits statt.
  • Am Internationalen Museumstag, 19. Mai um 13 Uhr findet eine öffentliche Führung mit Uli Preuss statt. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Förderkreises des Museums und ehemaliger Fotoredakteur des Solinger Tageblatts, der auch in Afghanistan, Angola und Kambodscha gearbeitet hat.
  • Am 27. Juni um 19.30 Uhr findet auf Einladung des Vereins Solingen hilft e.V. eine Lesung mit Isabel Schayani statt. Die mit verschiedenen Preisen ausgezeichnete WDR-Journalistin liest aus ihrem Buch „Nach Deutschland. Fünf Menschen. Fünf Wege. Ein Ziel.“ Im Anschluss findet ein Publikumsgespräch statt.
  • Am 22. August um 19 Uhr zeigen wir den Film „Istina“. Der Kurzfilm über eine Journalistin in Belgrad, die von rechtsextremen Gruppen bedroht wird wurde in Los Angeles mit dem Studenten-Oscar ausgezeichnet. Im Anschluss steht die Regisseurin Tamara Denić für ein Gespräch bereit. Die Veranstaltung findet auf Einladung des Förderkreises des Museums und in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung NRW und dem Katholischen Bildungswerk Wuppertal/Solingen/Remscheid statt.
  • Am 8. September um 13 Uhr findet die Finissage mit dem Freundeskreis Ness Ziona statt. Auf Einladung des Freundeskreises Solingen/Ness Ziona spielt das Duo Modus aus der israelischen Partnerstadt Solingens.

Angebote für Schulen

Unsere Kunstvermittler:innen bieten Führungen und Workshops an, die an die jeweiligen Schwerpunkte des Lehrplans angepasst werden können: Pressefreiheit, Meinungsfreiheit und Medien (Foto, Film, Radio) sind mögliche Themen.

Führungen

Öffentliche Führungen durch die Ausstellung finden sonntags um 13.00 Uhr statt (Ausnahme: letzter Sonntag im Monat). Eine Voranmeldung ist nicht nötig. Die Führung ist im Eintrittspreis enthalten. Treffpunkt ist im Foyer im Bereich der Kasse. Private Führungen für bis zu 25 Personen können für 70 Euro gebucht werden.

Am 23. Mai, 27. Juni, 25. Juli und 29. August finden jeweils donnerstags um 18:00 Uhr kostenlose Feierabend-Führungen mit Kooperationspartnern statt. Im Anschluss wird es einen kurzen thematischen Impuls und Gelegenheit zum Austausch geben. Im Mai wird das Max-Leven-Zentrum Solingen zur Situation der Presse in Solingen 1932/33 sprechen, im Juni findet im Anschluss an die Führung die Lesung mit Isabel Schayani und dem Verein Solingen hilft statt, im Juli wird der Stadtsportbund zum Thema „Olympia“ Kooperationspartner sein und im August freuen wir uns auf einen gemeinsamen Abend mit der Bergischen VHS.

Reporter ohne Grenzen

Als 1991 mit dem Zerfall Jugoslawiens die Balkan-Kriege begannen, wurde in Kroatien Egon Scotland erschossen, ein Reporter der Süddeutschen Zeitung. In der Folge diskutierte die deutsche Öffentlichkeit über die gefährliche Arbeit von Kriegsberichterstattenden. Wenige Jahre später regte die seit 1985 in Frankreich tätige Organisation Reporters sans Frontières an, auch in anderen europäischen Ländern Sektionen zu starten. In Deutschland fand dies schnell Unterstützung, und 1994 wurde Reporter ohne Grenzen in Berlin gegründet. Im selben Jahr erschien erstmals der Bildband „Fotos für die Pressefreiheit“, um den Aufbau der Organisation über den Verkauf zu finanzieren. "Fotografen und Autorinnen stellten uns ihre Arbeiten kostenlos zur Verfügung, und der Erlös half uns zusammen mit den Mitgliedsbeiträgen, die deutsche Sektion auf den Weg zu bringen", erinnert sich Gemma Pörzgen, Chefredakteurin des Fotobuchs, Vorstandsmitglied und Mitgründerin der deutschen Sektion, an die Anfangszeit.

Heute finanziert sich Reporter ohne Grenzen durch Spenden und Mitgliedsbeiträge, sowie durch den Verkauf des Fotobuchs. Der Erlös fließt in die Presse- und Nothilfearbeit, wie beispielsweise Anwaltskosten und medizinische Hilfe für verfolgte Journalistinnen und Journalisten. Der neue Bildband „Fotos für die Pressefreiheit 2024“ erscheint am 3. Mai, dem Internationalen Tag der Pressefreiheit, und kann hier vorbestellt werden: shop.reporter-ohne-grenzen.de

Zentrum für verfolgte Künste

Das Museum Zentrum für verfolgte Künste ist ein Entdeckungsmuseum, das sich Künstler:innen widmet, deren Entfaltungsmöglichkeiten und Werke durch die Diktaturen des letzten Jahrhunderts und totalitäre Regime bis in die Gegenwart hinein blockiert, verhindert und teils vernichtet wurden. Als gattungsübergreifendes Museum erzählt es in seiner Kunst- und Literatursammlung von verschollenen, verlorenen und kaum berücksichtigten Kunstwerken, Geschichten und Schicksalen. Dabei nimmt es auch die Darstellung von Unterdrückung und Verfolgung in verschiedenen Kunstformen wie Malerei, Skulptur, Fotografie und Literatur in den Fokus, um die Vielfalt und die tiefe Wirkung künstlerischer Ausdrucksformen aufzuzeigen.


Die Ausstellung wird gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, den Landschaftsverband Rheinland (LVR), die Gerd-Kaimer-Bürgerstiftung Solingen und unterstützt durch den Förderkreis Zentrum für verfolgte Künste Solingen e.V. #Wir_erinnern_Wir_gestalten!, Reporter ohne Grenzen sowie weitere Sponsoren. Medienpartner sind das Solinger Tageblatt und die Funke Mediengruppe.

Gegen die Übermacht: Die belarussische Fotografin Violetta Savchits dokumentierte in ihrem Land, wie im Sommer 2020 Zehntausende friedlich gegen Machthaber Alexander Lukaschenko protestierten. Obwohl Lukaschenko die Demonstrationen regelmäßig niederschlagen ließ, zogen die Menschen weiter zu Protesten auf die Straßen und Plätze. Eine junge Frau umarmt demonstrativ einen Soldaten – als Zeichen gegen die staatliche Gewalt. Der Soldat lässt es geschehen. © Violetta Savchits
Aufstand für die Demokratie: Vor dem Rathaus von Yangon protestieren Demonstrantinnen und Demonstranten. Sie halten Poster mit der verhafteten Regierungschefin Aung San Suu Kyi hoch und singen. Hinter der Absperrung steht bewaffnete Polizei in Habachtstellung. Nach einem Putsch gegen die demokratisch gewählte Regierung in Myanmar ließ das Militär friedliche Massenproteste gewaltsam niederschlagen. Der Fotograf, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben will, dokumentierte den Aufstand seines Volkes, das für die junge Demokratie kämpfte. © Anonym/ Panos Pictures
Alles im Blick: Unter Präsident Xi Jinping wurde die Überwachung in China immer stärker ausgebaut. Neue Technologien wie künstliche Intelligenz und Gesichtserkennung erleichtern es der Regierung, die Bevölkerung bis in den Alltag hinein zu kontrollieren. Das Foto zeigt, wie Software zur Gesichtserkennung eingesetzt wird. Es ist aus einem Demonstrationsvideo. © Gilles Sabrié
Gesichter der Revolution: Die 37-jährige Sally Toma gehörte zur „Koalition der Jugend der Revolution“, die maßgeblich an den Protesten auf dem Tahrir-Platz beteiligt war. Sie arbeitet als Psychiaterin und hat sich auf die Behandlung von Folteropfern und vergewaltigten Frauen spezialisiert. Toma wurde selbst von Sicherheitskräften missbraucht. Fünf Jahre nach Beginn der Staatskrise trafen der Fotograf Miguel Angel Sánchez und die Journalistin Nuria Tesón in Kairo die Protagonisten der Proteste. Ihre Gesichter zeigen Enttäuschung, Wut und ungebrochenen Widerstandsgeist. © Miguel Angel Sánchez & Nuria Tesón / MasTeson
Love Radio: Mit dem Völkermord an den Tutsi durchlebte Ruanda ein unfassbar grausames Kapitel seiner Geschichte. Mehr als 20 Jahre danach gibt es zarte Ansätze der Versöhnung. Die niederländische Fotografin Anoek Steketee zeichnete nach, wie eine Radio-Soap über zwei verfeindete Familien dabei helfen kann, vielen Menschen den Weg zu einer gemeinsamen Sprache zu ebnen. © Anoek Steketee
Wreck Family: Hernando und Aldemar, älterer Bruder und Cousin des Fotografen Andrés Cardona, stellen die Beerdigung ihrer ermordeten Väter in einem Massengrab nach. Der bewaffnete Konflikt zwischen der FARC­-Guerilla und der Regierung hält Kolumbien seit Jahrzehnten in Atem und hat mehr als 250.000 Menschen das Leben gekostet. Auch der Fotograf Andrés Cardona verlor zahlreiche Familienangehörige. © Andrés Cardona